Podcast Folge 12: Teambuilding nach Tuckman

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Falls du dich jemals gefragt hast, wie du ein Team effektiv durch ein Projekt führen kannst, bleib dran. Wir erklären dir Schritt für Schritt, wie du die Phasen des Teambuildings nach Tuckman optimal nutzt, um dein Team in die Performing-Phase zu bringen – und das anhand eines konkreten Praxisbeispiels. Lass uns direkt loslegen!

Doch bevor wir ins Detail gehen, schauen wir uns an, was genau das Tuckman-Modell ist und warum es so wichtig für Projektmanager ist.

Was ist das Tuckman-Modell?

Das Tuckman-Modell, entwickelt vom Psychologen Bruce Tuckman in den 1960er Jahren, beschreibt die Phasen, die Teams durchlaufen, um effizient und produktiv zusammenzuarbeiten. Es geht darum, zu verstehen, dass Teams nicht von Anfang an perfekt funktionieren, sondern durch verschiedene Entwicklungsphasen gehen, bevor sie ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen.

Dieses Modell ist besonders für Projektmanager wertvoll, weil es dabei hilft, die Dynamik innerhalb eines Teams zu erkennen und entsprechend zu steuern. Oftmals scheitern Projekte nicht an der Planung, sondern daran, dass das Team nicht richtig zusammenfindet. Das Tuckman-Modell hilft uns, die typischen Herausforderungen in jeder Phase zu antizipieren und das Team durch diese Phasen zu steuern.

Aber aus welchen Phasen besteht das Modell genau?

Das Modell besteht aus vier Hauptphasen: Forming, Storming, Norming und Performing.
In manchen Fällen fügt man auch noch eine fünfte Phase hinzu, Adjourning, die den Abschluss eines Projekts beschreibt. Diese Phasen bilden das Rückgrat des Teambuildings in jedem Projekt.

Aber was bedeuten die einzelnen Phasen konkret für das Projektmanagement? Wie kannst du als Projektmanager die Entwicklung deines Teams gezielt vorantreiben?

Schauen wir uns die Phasen des Modells nun Schritt für Schritt anhand eines Praxisbeispiels an.

Das Tuckman-Modell in der Praxis: Schritt für Schritt erklärt

PHASE 1: FORMING – DIE TESTPHASE
Die erste Phase im Tuckman-Modell nennt sich Forming und ist der Startpunkt für jedes Team. Hier dreht sich alles um Orientierung und das Verstehen der Projektziele. Das Team kommt zum ersten Mal zusammen, die Mitglieder lernen sich kennen, und die Rollen sowie die Projektziele sind noch unklar. Jeder versucht, seinen Platz zu finden.

Praxisbeispiel: Das erste Kick-Off-Meeting
Stell dir vor, du leitest ein neues Projekt zur Einführung einer digitalen Lösung für ein mittelständisches Unternehmen. In der Forming-Phase organisierst du das erste Kick-off-Meeting. Dein Hauptziel ist es, sicherzustellen, dass jeder versteht, worum es im Projekt geht, wer im Team ist und welche Rolle jeder übernehmen wird.

Deine Aufgaben als Projektmanager in der Forming-Phase:

  1. Klares Projektmanagement vorbereiten: Du definierst die Projektziele und stellst sicher, dass alle auf dem gleichen Stand sind.
  2. Moderation und Kennenlernen unterstützen: In dieser Phase spielst du die Rolle des Gastgebers und schaffst Raum für den Kennenlernprozess.
  3. Rollen und Verantwortlichkeiten festlegen: Jeder muss genau wissen, welche Aufgabe er oder sie im Projekt übernimmt.
  4. Erwartungen managen: Es geht hier weniger um Details, sondern darum, Transparenz über Zuständigkeiten zu schaffen.

Das Kick-off-Meeting ist der zentrale Ankerpunkt in dieser Phase. Dein Fokus sollte darauf liegen, Klarheit und Transparenz zu schaffen und dafür zu sorgen, dass alle Teammitglieder dieselben Informationen erhalten.

 


 

PHASE 2: STORMING – DIE KONFLIKTPHASE

Die Storming-Phase ist oft die herausforderndste im Tuckman-Modell. Hier treten die ersten Spannungen und Konflikte auf, da die Teammitglieder unterschiedliche Meinungen, Arbeitsweisen und Prioritäten haben und diese prallen aufeinander. Konflikte sind an dieser Stelle normal und unvermeidlich, sie zeigen, dass die Teammitglieder sich aktiv einbringen und bringen am Ende Klarheit. Nur durch das Klären dieser Differenzen kann das Team zur nächsten Stufe gelangen.

Praxisbeispiel: Spannungen zwischen Entwickler- und Marketing-Team
In unserem Beispiel könnte es in dieser Phase zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Entwicklern und dem Marketing-Team kommen. Vielleicht wollen die Entwickler eine spezifische technische Lösung verwenden, die das Marketing-Team nicht nachvollziehen kann oder für ungeeignet hält. Hier kommst du als Projektmanager ins Spiel. Jetzt musst du moderieren, Konflikte lösen und gemeinsame Lösungen finden.

Deine Aufgaben als Projektmanager in der Storming-Phase:

  1. Konflikte moderieren: Du organisierst strukturierte Meetings, um Spannungen zu klären und Kompromisse zu finden und fugierst gleichermaßen als Schlichter und Antreiber.
  2. Das Ruder nicht an sich reißen: Lass dem Team die Freiheit, die Konflikte selbstständig zu lösen, ohne zu stark einzugreifen. Andernfalls riskierst du, dass das Team in dieser wenig konstruktiven Phase stecken bleibt.
  3. Kommunikation fördern: Stelle sicher, dass alle Beteiligten ihre Ansichten klar äußern und die Perspektiven der anderen verstehen.
  4. Prioritäten setzen: Hilf dem Team dabei, den Fokus auf die Projektziele zu behalten und notwendige Entscheidungen zu treffen.

Diese Phase ist entscheidend, um Meinungsverschiedenheiten aufzulösen und gemeinsame Lösungen zu finden, die das Team wieder auf Kurs bringen.

Eine gute Technik ist es, strukturierte Diskussionen zu führen und Kompromisse zu finden. Beispielsweise könntest du in unserem Projekt die Entwickler und das Marketing-Team bitten, die Vor- und Nachteile ihrer Tools zu präsentieren. So stellst du sicher, dass beide Seiten auf Augenhöhe diskutieren, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

 


 

PHASE 3: NORMING – DIE ORGANISATIONSPHASE

Nachdem die Konflikte überwunden sind, tritt das Team in die Norming-Phase ein.
Hier entwickelt das Team gemeinsame Normen, Standards und Arbeitsweisen. Das Team beginnt, effektiver zusammenzuarbeiten, und alle Mitglieder finden ihre Rolle. Es entsteht eine kohärente und produktive Zusammenarbeit, bei der jeder weiß, was von ihm erwartet wird und wie die Aufgaben verteilt sind.

Praxisbeispiel: Eine gemeinsame technische Lösung
In unserem Beispielprojekt bedeutet das, dass sich die Entwickler und das Marketing-Team auf ein Lösungstool geeinigt haben, die für beide Seiten funktioniert. Nun beginnt das Team, nach definierten Prozessen sowie gemeinsamen Methodiken zu arbeiten, und die Zusammenarbeit wird effizienter.

Deine Aufgaben als Projektmanager in der Norming-Phase:

  1. Berater oder Coach werden: Je stärker die Regeln und Prozesse sich etablieren, desto eher kannst du als Projektleiter die Rolle eines Beraters oder Coachs einnehmen, der dem Team zur Seite steht, ohne es zu sehr zu steuern.
  2. Arbeitsabläufe und Meetings festlegen: Du sorgst dafür, dass klare Arbeitsabläufe und regelmäßige Meetings eingeführt werden, um die Zusammenarbeit zu strukturieren.
  3. Gemeinsame Kommunikationsstrategie entwickeln: Stelle sicher, dass das Team eine Kommunikationsstrategie – also klare „Spielregeln“ – entwickelt, um Missverständnisse zu vermeiden und effizient zusammenzuarbeiten.
  4. Teamzusammenarbeit fördern: Fördere den Zusammenhalt durch Teamaktivitäten und Feedback-Runden, sodass das Team weiterhin Verbesserungen vornehmen und eine offene Kommunikationskultur pflegen kann.
  5. Aufgabenorientierung stärken: In dieser Phase entwickelt sich die Teamführung wieder stärker in Richtung Aufgabenorientierung, da das Team nun produktiv arbeitet und auf klare Ziele hinarbeitet.

Diese Phase ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Höchstleistung des Teams.
Ein wichtiger Punkt in dieser Phase ist es, Erfolge zu feiern. Das kann so etwas Einfaches sein wie das Abschließen eines Meilensteins. Als Projektmanager sorgst du dafür, dass das Team weiterhin wächst, gut zusammenarbeitet und Verbesserungen kontinuierlich vorgenommen werden. Wichtig ist hier also, dass das Team sich jetzt auf eine gemeinsame Arbeitsweise einigt und zusammen an einem Strang zieht. Es hilft, das Team weiter zu motivieren und zu stärken.

 


 

PHASE 4: PERFORMING – DIE HOCHLEISTUNGSPHASE

In der Performing-Phase arbeitet das Team auf Höchstleistung. Die Abläufe sind eingespielt, die Rollen klar verteilt, und das Team ist selbstorganisiert und produktiv. Jetzt geht es darum, das Projekt zielgerichtet voranzutreiben und Ergebnisse zu liefern.

Praxisbeispiel: Die Implementierung der digitalen Lösung
In dieser Phase wird die digitale Lösung schrittweise implementiert. Das Team weiß genau, was zu tun ist, und arbeitet fokussiert zusammen, um die Projektziele zu erreichen.

Deine Aufgaben als Projektmanager in der Performing-Phase:

  1. Fortschritt überwachen: Du beobachtest den Fortschritt des Projekts und greifst nur ein, wenn Hindernisse auftreten.
  2. Ressourcen bereitstellen: Stelle sicher, dass das Team alles hat, was es braucht, um effizient arbeiten zu können.
  3. Unterstützung bieten: Dein Fokus liegt darauf, dem Team den Rücken freizuhalten und Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

In dieser Phase ist das Team auf Autopilot, und deine Rolle als Projektmanager ist es, sicherzustellen, dass das Tempo beibehalten wird und du gleichzeitig nicht zu viel steuerst. Das Team weiß, was es zu tun hat. Dein Fokus liegt darauf, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Team zu unterstützen, wo es nötig ist.

 


 

PHASE 5: ADJOURNING – DIE AUFLÖSUNGSPHASE

Die fünfte Phase, Adjourning, beschreibt den Abschluss eines Projekts. Das Team löst sich auf, und das Projekt wird offiziell beendet, sodass es Zeit ist, die Erfolge zu feiern. Diese Phase ist besonders wichtig, um das Projekt sauber abzuschließen und das Team für seine Arbeit zu würdigen. Dabei ist anzumerken, dass diese Phase im ursprünglichen Modell nicht enthalten war und wurde erst später ergänzt.

Praxisbeispiel: Abschließende Projektbewertung
In unserem Beispielprojekt bedeutet das, dass die digitale Lösung erfolgreich implementiert wurde und das Team seine Aufgaben abgeschlossen hat. Jetzt ist es an der Zeit, das Projekt zu evaluieren und abzuschließen.

Deine Aufgaben als Projektmanager in der Adjourning-Phase:

  1. Projektabschluss bewerten: Führe eine Abschlussbewertung durch und dokumentiere, was gut funktioniert hat und was beim nächsten Mal verbessert werden könnte.
  2. Dokumentation sicherstellen: Sammle alle wichtigen Projektunterlagen, damit zukünftige Teams darauf zurückgreifen können.
  3. Erfolge anerkennen: Nimm dir Zeit, die Leistung des Teams zu würdigen und das Projekt mit einem positiven Abschluss zu versehen.

Diese Phase sorgt dafür, dass das Projekt sauber abgeschlossen wird und das Team aus den Erfahrungen lernen kann. Es ist wichtig, dem Team die Gelegenheit zu geben, die Projektergebnisse zu reflektieren und voneinander zu lernen.

 


 

Erfolgreiches Teammanagement durch gezielte Unterstützung

Das Tuckman-Modell gibt uns einen klaren Fahrplan, wie Teams sich entwickeln und zusammenarbeiten und wie wir unsere Teams durch die verschiedenen Phasen führen können – von der ersten Orientierung über die Konflikte bis hin zur Höchstleistung und zum erfolgreichen Projektabschluss.

Natürlich ist kein Team gleich, und auch das Tuckman-Modell ist nicht in Stein gemeißelt. Die Phasen sind unterschiedlich stark ausgeprägt, und nicht jedes Team durchläuft sie gleich schnell oder in derselben Reihenfolge. Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Ablauf beeinflussen:

  • Wie flexibel ist die Arbeitsumgebung?
  • Wie groß ist das Team?
  • Kennen sich die Mitglieder bereits?
  • Und wie erfahren ist der Projektleiter?

Diese Variablen können dazu führen, dass Teams schneller durch die Phasen gehen – oder länger in einer Phase, wie dem Storming, verharren. Diese Faktoren sorgen dafür, dass Teams manchmal schneller durch die Phasen gehen – oder eben länger in einer Phase, wie zum Beispiel dem Storming, verharren.

Als Projektmanager ist es entscheidend, regelmäßig zu überprüfen, in welcher Phase sich das Team befindet, um es bestmöglich zu unterstützen. Vielleicht stellt ihr fest, dass ihr schon seit einiger Zeit in der Konfliktphase steckt und der nächste Schritt nicht erreicht wurde. Indem du die Dynamik deines Teams immer wieder reflektierst, kannst du frühzeitig eingreifen und das Team auf den richtigen Weg bringen.

Die typischen Verhaltensmuster, die Tuckman beschrieben hat, lassen sich immer wieder beobachten. Also, schau genauer hin: Welches Projekt hast du gerade auf dem Tisch, und in welcher Phase befindet sich dein Team? Vielleicht bist du überrascht, wie gut sich das Modell auf dein Projekt anwenden lässt. Oder du stellst fest, dass das Team in einer Phase feststeckt und es Zeit ist, den nächsten Schritt zu machen. Manch einer hat auf diese Weise entdeckt, dass sein Team nie wirklich über die Storming-Phase hinausgekommen ist.


ZUSAMMENFASSUNG

Das Tuckman-Modell bietet eine wertvolle Orientierungshilfe für Projektmanager, um den Teamaufbau und die Zusammenarbeit gezielt zu steuern. Jede Phase bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, und es ist entscheidend, als Projektleiter in jeder Phase die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, das Team gezielt zu unterstützen und den Teamprozess bewusst zu steuern. Durch klare Kommunikation, effektive Konfliktlösung und eine strukturierte Vorgehensweise kannst du dein Team durch alle Phasen führen – bis hin zum erfolgreichen Projektabschluss.


Sebastian Müller präsentiert Snacksize Projektmanagement

Hast du diese Phasen schon einmal bei deinen Projekten beobachtet? In welcher Phase steckt dein Team gerade? Teile gerne deine Erfahrungen und lass uns wissen, wie du dein Team zu Höchstleistungen motivierst!

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Dein Sebastian – bis zum nächsten Mal!

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